Jedes Jahr im März verwandelt sich die toskanische Stadt Siena in ein Mekka für Radsportfans. Die Strade Bianche, längst als „modernes Monument“ etabliert, ist ein Rennen, das sich durch seine einzigartige Streckenführung auszeichnet: Zehn Schottersektoren, gespickt mit steilen Anstiegen, rutschigem Untergrund und tückischen Schlaglöchern, fordern Profis wie Amateure gleichermaßen heraus.
Ein Wochenende im Zeichen des Radsports
Während am Samstag die Elite des Radsports bei der UCI WorldTour-Ausgabe um den Sieg kämpft, gehört die Strecke am Sonntag den Jedermännern. Der Gran Fondo mit 138 Kilometern (davon 42km auf Schotter) und der Medio Fondo über 86 Kilometer (21 km auf Schotter) führen größtenteils über die gleichen Straßen wie das Profirennen – ein einzigartiges Erlebnis für Hobbyfahrer.
Dass die Veranstaltung immer beliebter wird, zeigt sich an der rasend schnellen Anmeldung: Schon nach wenigen Tagen war das Teilnehmerlimit von 6.500 Fahrern erreicht und die Registrierung geschlossen. Wer dabei sein will, muss sich also beeilen!
Mittendrin statt nur dabei – Nähe zu den Stars
Was die Strade Bianche besonders macht, ist die direkte Nähe zu den großen Namen des Radsports. Am Freitag beginnt das Rennwochenende mit der Startnummernausgabe und der Teampräsentation in der Festung Fortezza Medicea. Hier konnten Fans Weltmeister Tadej Pogačar oder Olympiasieger Tom Pidcock hautnah erleben. Auch das Frauenrennen war mit den besten Fahrerinnen der Welt hochkarätig besetzt.
Am Renntag selbst stehen Zuschauer entlang der Strecke, erleben die Profis bei ihren Attacken auf den Schotterpisten oder verfolgen das Rennen auf der Großleinwand im historischen Stadtzentrum. Doch Siena hat noch mehr zu bieten: Sehenswürdigkeiten, exzellente italienische Küche und zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten sorgen dafür, dass auch Begleitpersonen auf ihre Kosten kommen.
Das Team Bergziegen auf den weißen Straßen
Für das Team Bergziegen (TBZ) begann das Abenteuer bereits am Freitag mit einer lockeren Einführungsrunde auf der Medio-Fondo-Strecke. Viele Teilnehmer nutzten die Gelegenheit, erste Abschnitte der Schotterstraßen kennenzulernen – oder einfach die malerische Landschaft der Toskana zu genießen.
Wie bei jedem Rennen spielte die Materialwahl eine große Rolle. Gravelbike, Rennrad oder sogar Mountainbike? Die Bandbreite an eingesetzten Rädern war beeindruckend. Besonders auffällig waren High-End-Maschinen mit tiefen Carbonfelgen und unterschiedlichsten Reifenbreiten. Auch die richtige Übersetzung und der passende Luftdruck waren entscheidende Faktoren für ein erfolgreiches Rennen.
Rennstart in den Morgenstunden
Der Renntag begann früh: Bereits um 7:15 Uhr füllten sich die Startblöcke. Auffällig war die geringe Zahl deutschsprachiger Teilnehmer – stattdessen dominierten Fahrer aus Italien und den Benelux-Staaten das Feld. Italienische Gran Fondos sind Radrennen und zeichnen sich durch eine starke Spitze und auch ein Mittelfeld aus, in dem die Fahrer die Herausforderung durchaus sportlich nehmen.
Schon nach 20 Kilometern erreichten die Fahrer den ersten Schottersektor, Vidritta (2,1 km). Hier zahlte sich eine vordere Startposition aus, denn viele Fahrer hatten Schwierigkeiten mit dem losen Untergrund, was das Überholen erschwerte. Wer hier gut durchkam, konnte mit über 45 km/h über den weißen Schotter rollen.
Die Schlüsselstellen des Rennens
Nach weiteren schnellen Abschnitten wartete mit San Martino in Grania (9 km) einer der längsten und anspruchsvollsten Sektoren des Rennens. Mit der höchsten Schwierigkeitsbewertung (5 von 5 Sternen) und knapp der Hälfte der Distanz hinter sich, war hier eine starke Gruppe Gold wert.
Die finalen Herausforderungen bildeten die Schottersektoren Colle Pinzuto und Le Tolfe mit giftigen Rampen von bis zu 18%, an denen die Profis traditionell ihre Attacken setzen. Viele Teilnehmer des Medio Fondo waren hier bereits am Limit – eine zusätzliche Herausforderung für die Gran-Fondo-Fahrer, die auf den engen Straßen ihren Rhythmus halten mussten.
Doch das wahre Highlight wartete kurz vor dem Ziel: die berühmte Via Santa Caterina, eine 200 Meter lange Rampe mit bis zu 18 % Steigung. Hier standen Zuschauer dicht gedrängt, riefen „Vai, Vai, Vai!“ und trieben die Fahrer mit frenetischem Jubel ins Finale. Nur noch wenige Meter durch die engen Gassen – dann öffnete sich plötzlich der Blick auf die atemberaubende Piazza del Campo, wo die Ziellinie auf die erschöpften, aber glücklichen Finisher wartete.
Ein Rennen, das begeistert
Für das Team Bergziegen zahlte sich das Training auf Gran Canaria Anfang des Jahres aus: Don und Olaf konnten ihre Vorjahreszeiten deutlich verbessern und erreichten zufrieden das Ziel. Die Strade Bianche bleibt eines der schönsten und anspruchsvollsten Rennen im Radsportkalender – und ein unvergessliches Erlebnis für alle, die sich der Herausforderung stellen.


